Wir verbinden in der Regel mit der Fastenzeit den Verzicht auf Fleisch, auf Zucker, auf Alkohol, auf Fernseh- oder Internetkonsum oder andere Dinge, von denen wir uns abhängig fühlen und deren regelmäßiger Genuss uns nicht guttut. Ich möchte Ihnen heute einen anderen Aspekt der Fastenzeit
nahelegen.
Für mich ist diese Zeit eine Chance, Gott ganz bewusst nahezukommen, ihm zu begegnen. Die Fastenzeit, eine Zeit des Innehaltens, der Beschäftigung mit Gottes Wort, dem Heiligen Geist Raum zu geben, in unserem Herzen zu wirken. Allzu oft sind wir so beschäftigt mit unseren Alltagsaufgaben, dass es uns schwerfällt, Zeit zu finden für das Wirken des Heiligen Geistes. Am liebsten, so mögen wir denken, soll der Heilige Geist seine Aufgabe, uns mit Gott zu verbinden, quasi nebenbei erledigen.
Fastenzeit, im katholischen Verständnis ist das eine Zeit, um Gott ein Opfer zu bringen.
Unsere protestantische Kirche hat da ein anderes Verständnis entwickelt: nicht wir bringen das Opfer, sondern Gott hat sich in seinem Sohn für uns geopfert. Unseren Dienst für Gott verstehen wir dann mehr als eine aktive Form der tätigen Nächstenliebe.
Gebete sind bei uns oft nur kurze Danksagungen oder Fürbitten. In meiner Zeit in Indien habe ich die Ruhe der Gebetszeiten sehr schätzen gelernt: den eigenen Glauben immer wieder erneuern zu lassen, um dann aktiv zu werden und sich für seine Mitmenschen einsetzten zu können. Fastenzeit – sich Zeit nehmen, um das eigene Herz immer wieder mit Gott zu verbinden! Aber wie könnte eine solche Zeit aussehen?
Beginnen Sie mit einem Lob, einer Anbetung Gottes – gerne mit einem Liedtext, gesungen oder laut gesprochen. Viele Ältere haben zu Hause noch ein Gesangbuch mit vielen guten Texten. Die jüngere Generation mag auf das Internet, vielleicht auf youtube zurückgreifen, und sich dort Interpretationen von christlichen Liedern anhören.
Nach der Anbetung Gottes mag ein Gebet folgen – frei formuliert oder aus einem der vielen Gebetsbücher, die man erwerben kann.
Dann kann eine Zeit zur Begegnung mit einem kleinen Textabschnitt aus der Bibel folgen. Weniger ist mehr sollte hier die Devise sein! Auch hierzu gibt es Lesehilfen – angefangen beim Losungsbuch, in dem für jeden Tag ein fortlaufender Text vorgeschlagen ist, über den Neukirchener Kalender, der zu jedem Text auch eine Auslegung anbietet bis hin zu zahlreichen Andachtsbüchern, die für jeden Tag einen biblischen Gedanken auswählen und darüber nachdenken.
Den Abschluss der Andachtszeit sollte dann ein Fürbittengebet bilden. Dieses kann sowohl den Menschen vor Ort als auch weltweit gelten. Seien es schwierige Lebenssituationen, in denen Menschen sich befinden, oder auch eine Segensbitte für den täglichen Alltag derer, mit denen wir uns verbunden fühlen.
Ein Vater- Unser-Gebet mag die Andacht dann beschließen.
Ob in der Stille des Morgens oder als Abschluss des Tages – nehmen Sie sich gerade jetzt in der Fastenzeit täglich etwas Zeit, um Ihr Herz mit Gott zu verbinden. Dieser Zeit mit Gott gilt seine Zusage:
10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, 11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. 12 Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Jes. 55, 10-12
Kerstin Steinmetz